Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

O. Mußhoff und N. Hirschauer:

Die Investitionssicht als integrativer Erklärungsansatz für die Umstellungsentscheidung zwischen konventionellem und ökologischem Landbau in Deutschland und Österreich

Zusammenfassung

Anpassungsvorgänge an sich verändernde ökonomische Rahmenbedingungen erfolgen oft nicht mit der Geschwindigkeit, mit der sie sich nach vordergründigen Erwartungen vollziehen sollten. Beispielsweise ist zu beobachten, dass Betriebe technologische Neuerungen häufig erst später übernehmen als einfache Investitionskalküle erwarten lassen. Einen relativ neuen Erklärungsansatz dafür stellt die neue Investitionstheorie dar, die Unsicherheit, versunkene Kosten und zeitliche Flexibilität in einem geschlossenen dynamisch-stochastischen Modell verknüpft. Quintessenz der neuen Investitionstheorie ist die Aussage, dass die Auslöseschwellen für Investitionen im Vergleich zum einfachen Kapitalwertkriterium nach oben verschoben sind, wenn es zu intertemporalen Opportunitätskosten kommt. Somit kann sie vordergründige Anpassungsträgheit (ökonomische Hysterese) begründen. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welches Erklärungspotenzial die neue Investitionstheorie für die Zurückhaltung bei der Umstellung vom konventionellen zum ökologischen Landbau im Allgemeinen sowie für das unterschiedliche Umstellungsverhalten in Deutschland und Österreich im Besonderen hat. Schlagworte: Ökolandbau, Unsicherheit, versunkene Kosten, Flexibilität, neue Investitionstheorie.