Fukushima Update 23.3.

Allgemeine Situation Nach den Meldungen der Aufsichtsbehörde NISA gehen die Bemühung um Kühlung von aussen weiter, dazu wird auch ein spezielles eigentlich für Betonarbeiten konstruiertes Gerät mit langem Ausleger verwendet. Es ist sowohl gestern als auch heute wiederholt Rauch aufgestiegen. Man arbeitet an der Wiederinbetriebnahme der Pumpen. Lt. Agentur Kyodo musste im Block 2 ein Reparaturversuch wegen der extrem hohen Strahlenpegel in der Turbinenhalle (über 0.5 Sv/h, dh. Grenzwert für akute Strahlenkrankeit wird in 1-2 Stunden erreicht) aufgegeben werden. Die Strahlenpegel in der weiteren Umgebung scheinen im wesentlichen zum Vortrag unverändert, d.h. die Erhöhung zufolge Bodenkontamination beim  Durchzug der radioaktiven Wolke am 21.3. klingen nur langsam ab. Peter Bossew hat aus den bei BOUSAI verfügbaren Daten eine interessante Grafik erzeugt (die Onlinegrafiken enden leider bei 250 nGy/h und sind daher in der Präfektur Ibaraki nicht sehr brauchbar): Eine markante Erhöhung am Vormittag des 21.3. (jap. Zeit) ist an den ausgewählten Stationen der Provinz Ibaraki sichtbar. Die unter http://www.mext.go.jp/english/radioactivity_level/detail/1303986.htm sichtbaren Zeitgraphen (eine Station pro Provinz, nicht klar nach welchen Kriterium die ausgewählt sind) sind wesentlich glatter, vergleiche Update vom 21.3. Lt. Meldungen der Nachrichenagentur Kyodo beträgt die Ortsdosisleistung in der Stadt Fukushima, ca. 80 km vom Kraftwerk entfernt, derzeit 6.85 uSv/h, das wäre etwa das 3-fache des in Österreich nach Chernobyl beobachteten Maximalwerts in Pasching bei Linz. Die CTBTO-Station in Takasaki, Provinz Gunma (nördlich Tokyo, weiter weg als Ibaraki) hat in der Messung der Luftkonzentrationen für den Zeitraum vom 20.3. 07 UTC bis 21.3. 07 UTC (entsprcht jeweils 15 Uhr jap. Zeit - enthält also vermutlich die Wolke vom 21.3.) im Vergleich zum Vortag stark (ca. Faktor 100) erhöhte Konzentrationen, die z.B. für Cäsium-137 im einstellingen Bq/m3 Bereich liegen und damit in etwa auf dem Niveau der höchsten Konzentrationen in Wien nach der Tschernobyl-Katastrophe (ca. 0,25 nCi/m3, entspricht ca 10 Bq/m3). Die Medien und z.T. auch die NISA melden starke Grenzwertüberschreitungen bei Blattgemüse (wie nach Tschernobyl), sowie auch Grenzwertüberschreitungen bei Milch und mittlerweile des Kleinkind-Grenzwertes für Trinkwasser in Tokyo. Es ist derzeit unklar wieso das Trinkwasser so kontaminiert ist - in Österreich war das nach Tschernobyl (von Ausnahmen abgesehen) nicht. Das momentane MEXT-Bulletin für Tokyo (Achtung, Inhalt des Links nicht statisch) sagt dass im Trinkwasser 19 Bq/kg I-131 und 0.31 Bq/kg Cs-137 sind. Nach Medienberichten (vgl. Wikipedia) sollen aber 210 Bq/kg I-131 gefunden wurden, weshalb die Verzehrwarnung erfolgte. Unter http://ftp.jaist.ac.jp/pub/emergency/monitoring.tokyo-eiken.go.jp/monitoring/index-e.html gibt es Messdaten der Deposition von Iod und Cäsium in Tokyo, am 22.3. früh betrug die Cs-137-Deposition 5 kBq/m2, ein im Vergleich zu Tschernobyl in Österreich relativ niedriger Wert. Auch diese Quelle gibt die Trinkwasserkontamination mit 19 Bq/kg an. Ausbreitungsrechnungen LETZTE MELDUNG: Flexpart-Rechnung durch NILU online (GFS-basiert, sehr detallierte und gut navigierbare Darstellung der Ergebnisse). Die ZAMG-Rechnungen zeigen vor allem für den 25.3. wieder vermehrten Transport ins Landesinnnere, und zwar diesmal vor allem nach Norden Richtung Präfektur Miyagi. Ausserdem wurde aus den CTBTO-Messungen und den Ausbreitungsrechnungen eine grobe Abschätzung der Quellstärke versucht. Demnach wäre die Quellstärke für Iod-131 für den 12.-14.3. jeweils ca. 120 PBq (Achtung, ohne allfällige Anteile von gasförmigem Iod, das nicht gemessen wird!), für Cäsium-137 ergeben sich pro Tag je nach Beobachtungsstation zwischen 5 und 40 PBq. Inzwischen hat die CTBTO-Station in Island schon zwei Tage I-131 beobachtet, die Station in+m Schwarzwald in Deutschland verzeichnet ebenfalls schon zwei Tage Radioaktivitätsspuren bei denen aber noch nicht klar ist ob sie aus dem Reaktor in Fukushima sind. Lt. Medienberichten melden Schweden und Finnland Messungen der Kontamination aus Fukushima, wie zu erwarten war.


Information betr. Schnellabschaltung im KKW Krsko am 23.3.2011 (hat nichts mit Fukushima zu tun, aber Leute werden sich dafür auch interessieren). Heute kam es um 10.30 MEZ wegen einer Störung in der 400 kV Leitung nach Zagreb zu einer Schnellabschaltung des KKW Krsko. Links: Aufsichtsbehörde URSJV Umgebungsüberwachung (Klick auf Stationssymbol liefert Grafik der vergangen 24 h; Stationen in der näheren Umgebung des Kraftwerks haben in der fraglichen Zeit Datenausfall)