Daten

Gartengründung: 1896 Gartengröße: Arboretum - 5899,5 m2 Versuchsflächen, Beete - 1883m2 Glashäuser - 261 m2 Frühbeete - 580 m2 VG Gerasdorf -  ca. 2500 m2 Kultivierte Arten: ca. 610

Überblick

Eine der zentralen Funktionen des Botanischen Gartens ist die Anzucht von Pflanzen für die Lehre, zum einen als Kursmaterial, zum anderen als Lebendmaterial zur Demonstration im Garten. Hierzu gehören:

  • alte Nutzpflanzen
  • Färbepflanzen
  • subalpine Hochstauden
  • ökologische Grünlandsaaten
  • Ufer- und Wasserpflanzen
  • Arboretum
  • Epiphyten, Lianen (Glashaus)
  • Bauerngarten
  • Duftgarten

Auf einem Teil der Fläche werden Pflanzen für verschiedene Grundlehrveranstaltungen angezogen. Neben Aufgaben in der Lehre erfüllt der Botanische Garten wichtige Funktionen für die Forschung. Ein Teil der Kalthausfläche dient Erhaltungskulturen, der andere Teil der Durchführung von Keimexperimenten (Arbeitsgruppe Systematik und Geobotanik), Anzucht und Kultur immergrüner Gehölze (Arbeitsgruppe Pflanzenphysiologie), Anzucht von Pflanzen für molekularbiologische Arbeiten (Arbeitsgruppe Systematik und Geobotanik) sowie Schutzsammlungen. Im Freiland dienen unterschiedliche Bereiche der Forschung:

  • Sukkzessionsbeobachtung (Tafel)
  • Anzucht von Pflanzenmaterial für molekularbiologische Arbeiten (Kastenanlage, Freiland)
  • Physiologische Untersuchungen an Bäumen
  • Sukzessionsbeobachtung, physiologische Messungen (Arboretum)
  • Teich und Verlandungsbecken (Erhaltungkulturen und Schutzsammlungen)

Generelle Ausrichtung und Zielsetzung

Eine Aufgabe vieler botanischer Gärten dieser Welt und selbstverständlich auch des Botanischen Garten an der BoKu besteht in der Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten und der Biodiversität allgemein. Die Biodiversität, als Gesamtheit der lebenden Organismen dieser Erde, ist unsere Lebensexistenz. Wir wissen nach wie vor sehr wenig darüber, wie sie entsteht und wie sie erhalten werden kann. Noch weniger weiß man über die Zusammenhänge zwischen der Vielfalt und der Funktion von Ökosystemen. Spätestens seit der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro wird neben dem Klimawandel auch die Erosion der Biologischen Vielfalt als ein Kernproblem des Globalen Wandels wahrgenommen. Durch die Verabschiedung des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt wird der Erhalt und die nachhaltige Nutzung unserer biologischen Ressourcen von der Internationalen Staatengemeinschaft als eine zentrale Herausforderung für das 21. Jahrhundert angenommen. Die Bewältigung globaler Aufgaben erfordert sowohl internationale Zusammenarbeit als auch die Bündelung aller vorhandenen Kräfte auf nationaler Ebene in einer koordinierten Naturschutzstrategie. Hierzu ist es notwendig, als Botanischer Garten einen Beitrag zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt und Genetischen Ressourcen zu leisten. Die Botanischen Gärten verfügen wie keine anderen Institutionen sowohl über Material selbst als auch über die fachliche Kompetenz zur Gesamtproblematik der Biodiversitätssammlungen. In Absprachen mit dem Verband der Botanischen Gärten Österreichs hat der Botanische Garten der BoKu, neben den Aufgaben in Lehre und Forschung weitere Aufgaben übernommen bzw. initiiert. Das sind zum einen die Präsentation in der Öffentlichkeit und auf EU Ebene (als Vertreter des Verbandes), sowie der Aufbau von Schutzsammlungen und Erhaltungskulturen. Die Artenvielfalt eines Gartens steht und fällt mit der Sammeltätigkeit sowie dem fachlichen Wissen und Können der Gärtnerinnen, Gärtner und Wissenschaftler. Seltene oder selten gewordene Arten erfolgreich kultivieren zu können, stellt oft große Anforderungen. Berücksichtigt man die genetische Vielfalt von Pflanzen als Teil der Menschheitsgeschichte, so dürfen auch Kulturpflanzen nicht vernachlässigt werden. Die vorübergehende Haltung und Vermehrung bedrohter Arten z.B. im Botanischen Garten kann für die Bestandsschützung notwendig sein. Solche Maßnahmen haben aber nur dann Sinn, wenn die Ursachen für die Bestandbedrohung erkannt und beseitigt werden kann und wenn sie als ex-situ Sammlung evolutionsbiologischen Kriterien genügen. Dabei können Erhaltungskulturen qualitativ unterschiedlich strukturiert sein. Unaufhaltsam verschwinden natürliche Standorte von Wildpflanzen oder die Lebensbedingungen für Wildarten verändern sich drastisch. Ein örtlicher oder regionaler Verlust oder das Aussterben verschiedenster Arten lässt sich in diesen Fällen meist nicht verhindern. Wird eine solche Situation rechtzeitig erkannt, bietet sich die Möglichkeit, eine bedrohte Pflanzenart aus ihren natürlichen Lebensraum herauszunehmen, um sie an einem geschützten Ort weiter zu kultivieren und/oder gar zu vermehren. Eine solche Möglichkeit bieten die botanischen Gärten (ex-situ Haltung).

Schutzsammlung

Im Botanischen Garten der Universität für Bodenkultur erfolgen die Schutzsammlungen in dreierlei Weisen:

  • Lebendsammlung des Phänotyps wie z.B. bei Wasserpflanzen und Cochlearia macorrhiza
  • Lebendsammlung von Diasporen (semiaquatische Pflanzen)
  • Lebendsammlung von Diasporen im Substrat (Diasporenbank) (semiaquatische Pflanzen)

In einem Teich werden einzelne Populationen ursprünglich häufiger Arten erhalten. Aufgrund der geringen Flächengröße ist das nur in einem geringen Maß möglich. So konzentrieren wir uns auf Arten, die in Ostösterreich (Regionalbezug), insbesondere im Auenbereich, eine große Bedeutung hatten und deren Vorkommen beschränkt ist. In Zukunft soll versucht werden, für ausgewählte Arten Populationen verschiedener Herkünfte zu erhalten. Daneben besitzt die Sammlung aber auch eine Bedeutung für die Lehre: In Verbindung mit Vorlesungen und Exkursionen findet sie zur Demonstration in der Schwerpunktbildung Natur- und Artenschutz Verwendung. Das Überleben der Arten von Uferpioniergesellschaften wird durch das Überleben der Diasporenbank im Boden ermöglicht - unabhängig davon, ob sie in der aktuellen Vegetationsbedeckung erscheinen oder nicht. Aus diesem Grund werden zum einen Diasporenbankproben gesammelt (gezielt gelagert), zum anderen Diasporen von der Mutterpflanze gesammelt (auf Populationsebene) und gekühlt gelagert. An der Teichanlage werden regelmäßig Diasporen dieser ephemeren Arten zusätzlich eingebracht. Schwerpunkte sind dabei österreichweit stark gefährdete bis „ausgestorbene“ Arten (Coleanthus subtilis) und stark ephemere Arten wie Cyperus fuscus und Cyperus flavescens. Von diesen Arten werden, neben Populationen aus Österreich, Diasporenpopulationen aus ganz Europa gesammelt. Ziel ist der Aufbau einer Genbank und der Vergleich der genetischen Variabilität zwischen den Populationen. Die Kernfrage ist, inwieweit ephemer auftretende Arten, die häufig stark isoliert sind, in Bezug auf ihre genetische Variabilität bewertet werden können.

Publikationen

  • Führer durch das Arboretum
  • Österreichische Arbeitsgemeinschaft Botanische Gärten (Poster)
  • BERNHARDT, K.-G. & KOCH, M. (2003): Aquatische und semiaquatische Pflanzen, eine Schutzsammlung gefährdeter und isolierter Populationen. (in Druck)

  • KOCH, M. & BERNHARDT, K.-G. (2003): Cochlearia macorrhiza, ein Konzept zur Erhaltung einer der an stärksten gefährdeten Pflanzenarten Österreichs. (in Druck)

  • KOCH, M., DOBEŠ, C., BERNHARDT, K.-G., KOCHJAROVA, J. (in press): Abridging species between Cochlearia taxa from Eastern Alps and the Carpathiaens. Plant System. Evolution.

  • ANONYM (2003): Botanische Gärten und Biodiversität: „Pflanzensammlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Mitgliedschaften

Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Botanischer Gärten Botanic Gardens Conservation International Planta Europa Assoziiertes Mitglied bei: Ensconet