Mikroorganismen als industrietaugliche Zellfabriken

Am 12.2. fand die feierliche Eröffnung des Christian Doppler - Labors für Glycerin Biotechnologie unter der Leitung von PD Dr. Michael Sauer an der BOKU statt.

Biodiesel ist eine der Möglichkeiten um Erdöl durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen. Bei seiner Herstellung aus Pflanzenöl fallen als Nebenstrom etwa 10% Glycerin an – auch dieses kann einer gewinnbringenden Verwendung zugeführt werden und so die Wirtschaftlichkeit derartiger Prozesse maßgeblich erhöhen.

Das neue, vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) geförderte und an der Universität für Bodenkultur Wien beheimatete Christian Doppler-Labor für Glycerin Biotechnologie entwickelt deshalb Technologien zur mikrobiellen Umwandlung von Glycerin in vielfältige Wertstoffe. Von besonderem Interesse sind dabei Grundstoffe für die Kunststoffherstellung oder Lösungsmittel - also Substanzen, die zurzeit noch vorwiegend aus Erdöl hergestellt werden.

Im neuen CD-Labor sollen verschiedene Ansatzpunkte den Weg zur Herstellung künftiger Produkte aus Glycerin ebnen; im Zentrum stehen dabei zwei Mikroorganismen: das Milchsäurebakterium Lactobacillus diolivorans und die Hefe Yarrowia lipolytica. Beide Mikroorganismen haben sich bereits als industrietaugliche Zellfabriken bewährt. Der Firmenpartner des CD-Labors, die Vogelbusch GmbH, etablierte beispielsweise mit Hilfe von L. diolivorans einen Prozess zur Herstellung eines wichtigen Grundstoffes für Kunstfasern.

In Zukunft wird es darum gehen, das Produktspektrum dieser Organismen zu erweitern. Dazu sind grundlegende Fragen über Stoffwechselvorgänge zu klären: Ein Kernpunkt ist hier die Erforschung des Zusammenspiels von Struktur und Aufbau der Mikroorganismen mit dem Stoffwechsel.

Fotocredit: Helmut Mitter