Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

K.-U. HEYLAND und R. HEMKER:

Über die Eignung vegetativer und generativer Merkmale als Selektionskriterien für das Zuchtziel einer gleichzeitigen Nutzung von Öl und Faser bei Lein

Zusammenfassung

Im Hinblick auf das Zuchtziel "Kombinationslein" ist untersucht worden, ob eine Kombination von vegetativen und generativen Leistungseigenschaften bei Lein zu erreichen ist und welche Merkmale als Selektionskriterien geeignet sind. Aufgrund der gefundenen Merkmalskorrelationen erscheint eine Kombination von vegetativem (Faser) und generativem Ertrag (Öl) auf züchterischem Wege durchaus erfolgversprechend. Wegen des hohen Anteils der genotypisch bedingten Varianz und der geringen Genotyp-Umwelt-Interaktionen sind Wuchshöhe und Tausendkorngewicht am besten für die Selektion, auch in frühen Generationen, geeignet. Etwas schlechter schneiden Ölgehalt, Strohertrag. Fasergehalt und Faserertrag ab. Bei den drei vegetativen Merkmalen sind Effekte der Saatstärke und der Genotyp-Saatstärke-Interaktion wirksam, während der Ölgehalt in erster Linie durch die Wahl des Erntetermins verändert wird. Beim Ölertrag, Samenertrag und der Samenzahl pro Pflanze sind Umwelteffekte und Wechselwirkungen zwischen Genotyp und Umwelt am stärksten ausgeprägt. Die Einzeleffekte werden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Selektion im Zuchtgarten besprochen. Die Vererbung der vegetativen Eigenschaften wird durch additive Genwirkungen bestimmt, bei den generativen Merkmalen treten deutliche Dominanzeffekte auf, die bei Selektion in frühen Generationen beachtet werden müssen. Heterosiseffekte können in der Hybridzüchtung bei Öllein genutzt werden, während für die Faserleinzüchtung und für die Entwicklung von Kombinationsleintypen die konventionelle Linienzüchtung im Vordergrund stehen sollte.