Die Zirbe ist Österreichs beliebteste gefährdete Wildpflanze (21.10.2008)

Die ÖsterreicherInnen konnten in den vergangenen 12 Monaten ihren Favoriten unter den gefährdetsten heimischen Wildpflanzen wählen. Das Rennen haben überraschenderweise nicht auffällige Blütenpflanzen gemacht, sondern der frosthärteste Nadelbaum in den Alpen: die Zirbe.

Das Institut für Botanik der Universität für Bodenkultur Wien hat sich während der vergangenen 12 Monate in Rahmen einer europäischen Kommunikationsinitiative intensiv für den Schutz gefährdeter heimischer Wildpflanzen eingesetzt. Ursprünglich initiiert von Planta Europa (einem Netzwerk unabhängiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen zum Schutz der europäischen Flora), war das Ziel des „Wake Up Call für gefährdete Wildpflanzen“, die BürgerInnen als auch die politischen EntscheidungsträgerInnen auf die Probleme des heimischen Wildpflanzenschutzes und dessen Notwendigkeit zur Erhaltung der Biodiversität hinzuweisen.

Artensterben wird für gewöhnlich mit dem Raubbau in tropischen Wäldern in Verbindung gebracht - tatsächlich hat sich aber auch der Bestand europäischer Wildpflanzen im 20. Jahrhundert dramatisch vermindert. „Österreich ist hier keine Ausnahme - unsere Ökosysteme sind durch veränderte Landnutzungsmethoden, nicht-nachhaltige Land- und Forstwirtschaft und Klimaveränderungen einem Druck ausgesetzt, dem sie auf Dauer nicht standhalten können“, so BOKU-Professor Dr. Karl-Georg Bernhardt, der mit seinen MitarbeiterInnen eine Vielzahl von Aktivitäten startete, um auf die Problematik hinzuweisen - darunter ein österreichweiter Schulwettbewerb und die Wahl der beliebtesten gefährdeten Wildpflanze.

SIEBEN PFLANZEN - SIEBEN LEBENSRÄUME
Für die Wahl hat das BOKU-Institut für Botanik sieben gefährdete Pflanzenarten, die auch gleichzeitig für die Gefährdung von Lebensräumen stehen, nominiert: Die Küchenschelle und die Orchidee Helmknabenkraut, die für die Trocken- und Halbtrockenrasen stehen; die Moosbeere für die Moore, der Wasserschlauch für Gewässer, die Zirbe für die Hochgebirge, die Elsbeere für wärmeliebende Wälder und den Guten Heinrich, der die ehemals artenreiche Dorfbegleitvegetation repräsentiert. Für eine dieser Pflanzenarten konnte man online unter dem Motto „Ihre Stimme für eine Pflanze!“ seine Stimme abgegeben und so ein Zeichen setzen, um die EntscheidungsträgerInnen auf die Probleme des heimischen Wildpflanzenschutzes und dessen Notwendigkeit hinzuweisen. Die Wahl, die über mehrere Monate hinweg beworben wurde, fand großen Zuspruch in der Öffentlichkeit und brachte schlussendlich die Zirbe als die gefährdete Lieblingspflanze der ÖsterreicherInnen hervor.

EUROPE'S MOST WANTED… ALIVE!
Eine weitere Aktivität war die Durchführung eines österreichweiten Schulwettbewerbs, der bei der jungen Generation bewußtseinsbildend und sensibilisierend in Bezug auf Themen wie Biodiversitat, ökologisches Gleichgewicht und Nachhaltigkeit wirken sollte. Die eigens kreierte Posterkampagne „Europe’s Most Wanted… Alive!“ diente als Startschuss für den vom Lebens- und Bildungsministerium unterstützten Wettbewerb, der Schulklassen einlud, sich eigenständig und kreativ mit dem Thema „Gefährdete Wildpflanzen“ auseinanderzusetzen. Aus den zahlreichen Beiträgen des Schulwettbewerbs - bewertetet durch eine Experten-Jury - ging die bilinguale 1. Klasse der KMS Krim aus Wien Döbling als Sieger hervor. Die multikulturelle Klasse hat im Rahmen einer Bisamberg-Exkursion die dort wachsenden Orchideenarten anhand von Fotos ausfindig gemacht, Informatives über die Gefährdung heimischer Orchideen und ihrer Lebensräume in Erfahrung gebracht und die jeweiligen Blütenstände in Mischtechnik (Foto/Malerei) eindrucksvoll wiedergegeben.

GESAMTEUROPÄISCHE KOMMUNIKATIONSINITIATIVE
Der „Wake Up Call für gefährdete Wildpflanzen“ wurde in 12 Ländern zeitgleich durchgeführt. Ziel war, im Rahmen de Nachhaltigkeitskommunikation Aspekte der von Planta Europa und dem Europarat entwickelte „Europäische Strategie zum Erhalt der Artenvielfalt“ umzusetzen, die die Absichten der im Rahmen der Biodiversitätskonvention verabschiedeten „Globalen Strategie zum Erhalt der Artenvielfalt“ (GSPC) in einen europäischen Zusammenhang stellt.

Nähere Infos zum Thema: http://www.plantaeuropa.org
Fotodownloads aller nominierten Pflanzen, inkl. der Zirbe:
http://www.dib.boku.ac.at/fotodownloads.html

Kontakt / Rückfragen / Planta Europa - Ansprechpartner in Österreich:

Univ. Prof. Dr. Karl-Georg Bernhardt
Universität für Bodenkultur Wien
Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung
Institut für Botanik
Tel.: (Wien) 47654 3157
E-Mail: karl-georg.bernhardt(at)boku.ac.at
Website: http://www.dib.boku.ac.at/plantaeuropa.html