Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

L. Gruber, R. Steinwender, T. Guggenberger, J. Häusler und A. Schauer:

Vergleich zwischen biologischer und konventioneller Wirtschaftsweise im Grünlandbetrieb

2. Mitteilung: Futteraufnahme, Milchleistung, Gesundheit und Fruchtbarkeit

Zusammenfassung

In einem Mähweidebetrieb der BAL Gumpenstein wurde in einem 11-jährigen interdisziplinären Versuch (1982-1992) die organisch-biologische (BE) mit der konventionellen Wirtschaftsweise (KE) verglichen. Die Versuchsgruppen unterschieden sich in der Behandlung der Gülle (Belüftung und Zusatz von Steinmehl in BE), dem unterschiedlichen Düngungsniveau (zusätzlich zu Gülle 147 kg/ha min. N in KE), der Unkrautbekämpfung (in BE nur mechanisch) und dem Kraftfutter der Kühe (aus biologischem Anbau in BE, Tabelle I). Pro Versuchsgruppe wurden 7 Kühe der Rassen Brown Swiss und Holstein Friesian bis zu ihrem Ausscheiden gehalten und danach durch Jungkühe ersetzt (Tabelle 2). Die Futteraufnahme wurde durch 12 Futteraufnahmeversuche mit einer Dauer von 2 bis 3 Wochen (6 im Sommer, 6 im Winter) festgestellt (n = 83 je Gruppe). Parallel dazu wurde von den Grundfuttermitteln die Verdaulichkeit in vivo mit je 4 Hammeln getestet. Die Milchmenge wurde täglich für jede Versuchsgruppe und alle 42 Tage individuell über die amtliche Leistungskontrolle erhoben. Die Grundfutterration bestand im Sommer aus 95 % Grünfutter und 5 % Heu, im Winter aus 56 % Grassilage und 44 % Heu (T-Basis, Tabelle 6). Die Grundfutteraufnahme war mit 13,4 und 13,1 kg T in Gruppe BE bzw. KE nahezu gleich (Tabelle 5). Die Kraftfuttermenge betrug 1.203 und 1.285 kg pro Kuh und Jahr in Gruppe BE und KE. Auch die Verdaulichkeit der OM der Grundfutter unterschied sich zwischen den Gruppen nicht signifikant (65,8 und 64,5 % bei Heu, 69,3 und 71,8 % bei Grassilage sowie 72,2 und 71,4 % bei Weidefutter in BE und KE, Tabelle 3). Die Milchleistung pro Kuh und Jahr war identisch (5.867 bzw. 5.877 kg ECM in Gruppe BE und KE), die Milcherzeugung pro Flächeneinheit dagegen in Gruppe BE wegen des geringeren Grünlandertrages und damit kleinerer Kuhzahl pro Hektar um 2.000 kg niedriger (7.516 bzw. 9.507 kg ECM in BE und KE, Tabelle 7). In keinem der Gesundheitsparameter (Behandlungen durch Tierarzt, Abgangsursachen) zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen (Tabelle 8), allerdings ein leichter Trend zu ungünstigeren Werten in Gruppe BE (z. B. 5,7 und 4,8 Tierarztbehandlungen pro Laktation sowie 28 und 23 % Abgänge je Laktation in Gruppe BE und KE). Bei den Fruchtbarkeitsparametern war die Gruppe BE zum Teil signifikant unterlegen (Besamungsindex 2,3 und 1,9 in BE und KE, Non Return Rate 29 und 48 %). Aus den vorliegenden Ergebnissen kann der Schluß gezogen werden, daß die im Versuch angewandte biologische Wirtschaftsweise eines Grünlandbetriebes im Vergleich zur konventionellen Bewirtschaftung zu keinen Unterschieden im Futterwert des Wiesenfutters, der Futteraufnahme und der Milchleistung führt. Allerdings ist wegen des geringeren Mengenertrages im Grünland mit einer kleineren Kuhzahl pro Hektar und damit mit niedrigerer Milcherzeugung pro Flächeneinheit zu rechnen. Schlagworte: Biologische Bewirtschaftung, Grünlandbetrieb, Futteraufnahme, Milchleistung, Gesundheit und Fruchtbarkeit.