BOKU und HBLFA Raumberg-Gumpenstein analysieren Effizienz in der Lebensmittelproduktion  Im Jahr 2015 konsumierte der durchschnittliche Österreicher rund 65 kg Fleisch, 235 Eier und 76 Liter Trinkmilch. Damit liefern tierische Produkte einen wichtigen Beitrag zur Humanernährung. Allerdings stehen Tierhaltungssysteme sehr oft in der Kritik, dass sie aus Sicht der Lebensmittelproduktion sehr ineffizient seien und dass Nutztiere den Menschen Lebensmittel wegfressen würden. Diese Kritik beruht zumeist darauf, dass Tiere generell nur 10 % - 20 % der aufgenommenen Futterenergie in tierische Produkte (Milch, Eier und Fleisch) umwandeln. Diese Kritik lässt allerdings außer Acht, dass vieles von dem, was Nutztiere fressen, nicht direkt für die menschliche Ernährung geeignet ist. Wie groß nun die Konkurrenz zwischen Futtertrog und Teller tatsächlich ist und wie effizient verschiedene Nutztierkategorien in Österreich Lebensmittel produzieren, wurde im Rahmen einer Untersuchung der Universität für Bodenkultur Wien in Zusammenarbeit mit der HBLFA Raumberg-Gumpenstein auf Basis von Daten der Statistik Austria analysiert.  Hinsichtlich der Konkurrenz zwischen Futtertrog und Teller zeigten sich sehr große Unterschiede zwischen Wiederkäuern (Rindern, Schafen und Ziegen) und Nicht-Wiederkäuern (Schweinen und Geflügel). Während nur rund 10 % der in Österreich an Wiederkäuer verfütterten Rationen für Menschen direkt essbar wären, liegt dieser Anteil bei den Nicht-Wiederkäuern bei knapp 50 %. Dies liegt vor allem daran, dass das Verdauungssystem von Nicht-Wiederkäuern dem des Menschen von Natur aus sehr ähnlich ist, während Wiederkäuer auch sehr faserreiche pflanzliche Substrate (z.B. Gras) über ihr komplexes Verdauungssystem für sich nützen können.  Milchkühe erreichten bei der Netto-Lebensmittelproduktion (Energie bzw. Protein in den tierischen Produkten abzüglich der potenziell essbaren Energie bzw. des potenziell essbaren Proteins im Futter) die günstigsten Ergebnisse: Sie produzierten 1,4-mal mehr Energie und 2-mal mehr Protein in Form von Milch und Fleisch, als sie über potenziell essbares Futter aufnahmen. Wichtig ist dabei aber auch noch zusätzlich zu berücksichtigen, dass das Eiweiß in tierischen Lebensmitteln im Vergleich zu pflanzlichem generell eine höhere Qualität für die menschliche Ernährung hat (bessere Verdaulichkeit und günstigeres Verhältnis der Aminosäuren zueinander). Werden diese qualitativen Unterschiede in die Betrachtung miteinbezogen, so liefern zusätzlich zu Rindern auch Ziegen, Schafe und Legehennen einen positiven Netto-Beitrag zur menschlichen Eiweißversorgung.  Die oftmals geäußerte Pauschalkritik an der schlechten Lebensmittel-Bilanz der Tierhaltung ist daher nicht zulässig und muss differenzierter betrachtet werden. Durch die Umwandlung von nicht für uns Menschen essbaren Futtermitteln (Gras und ähnliche Futtermittel, Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung oder Industrie), liefern Nutztiere einen sehr wertvollen Beitrag zur Bereitstellung von Lebensmitteln. So stammt das Futter von Wiederkäuern in Österreich z.B. zu 50 % von Grünlandflächen, welche ohne die Umwandlung über die Nutztiere nicht für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden könnten. Im Sinne der Hauptaufgabe der Landwirtschaft, nämlich der Erzeugung von Nahrungsmitteln für den Menschen, sollte es das Ziel sein, den Anteil an potenziellen Lebensmitteln in Rationen von Nutztieren möglichst gering zu halten und sich soweit möglich auf die Verwertung von nicht essbaren Futtermitteln zu konzentrieren.  Die vollständige Arbeit findet sich online frei zugänglich unter „Net food production of different livestock: A national analysis for Austria including relative occupation of different land categories“ in Die Bodenkultur: Journal of Land Management, Food and Environment, 67/2: S. 91-103 (http://dx.doi.org/10.1515/boku-2016-0009). Kontakt / Rückfragen:
Ao.Univ.Prof. Dr. Werner Zollitsch
BOKU Wien, Institut für Nutztierwissenschaften
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