Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

W. Holzner und M. Kriechbaum:

Der Zustand des Weidelandes in Süd- und Zentral-Tibet (China)

I. Methodik für eine rasche Einschätzung des Weidezustandes

Zusammenfassung

Katastrophale Winterverluste an Weidetieren und Berichte über großflächige Degradation des Weidelandes in Tibet waren Anlass zu einem Pilotprojekt mit dem Ziel, einen Überblick über den Zustand der Weiden und Vorstellungen über die Ursachen der Probleme zu erhalten, um Möglichkeiten für weitere Maßnahmen entwickeln zu können. Wegen der rein praktischen Zielsetzung wurde ein Ansatz entworfen, der rasch brauchbare Resultate versprach. Für diesen Zweck erschien es zunächst notwendig, viel gebrauchte aber unscharfe Begriffe, wie "Nachhaltigkeit", "Überweidung", "Desertifikation" oder "irreversibel", gleichsam aus der Sichtweise der Hirtennomaden zu definieren. Mittels eines Systems einfacher Indikatoren war eine rasche Beurteilung des Zustandes und der Entwicklungstendenz von Weideland möglich. Etwa ein Drittel des Weidelandes der bereisten Gebiete ist in gutem Zustand, zwei Drittel tragen Zeichen von Überweidung und Degradation, die sowohl uralt als auch rezenten Ursprungs sein kann. Die möglichen Ursachen rezenter Übernutzung, die auf etwa einem Fünftel der Weideflächen festgestellt wurde, sowie einige Aspekte des Komplexes von Problemen der Weidewirtschaft in Tibet werden in Teil 11 dieser Arbeit diskutiert. Schlagworte:  Weidewirtschaft, Weideökologie, Degradation, Weideindikatoren, Tibet.