Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

K.-U. HEYLAND und B. KÄMMERLING:

Zur Eignung verschiedener Produktionsverfahren für die Nutzung eines zur Kurzfasergewinnung geeigneten Leins

Zusammenfassung

Eine Ausdehnung des Leinanbaus erscheint hierzulande nur im Rahmen einer absehbaren Nutzungsänderung der Leinpflanze von der textilen Langfaser zur technischen Kurzfaser möglich. Neue Verwertungen erfordern dabei eine gleichzeitige Nutzung aller Pflanzenteile, insbesondere aber des Faser- und Samenertrages. Im besonderen Hinblick auf die technische Verarbeitbarkeit müssen dazu angepaßte pflanzenbauliche Verfahren entwickelt werden. Mit dem Ziel, entsprechende Merkmale zur Ertragsleistung und Qualität verschiedener Anbau- und Ernteverfahren sowie unterschiedlicher Sortentypen zu erfassen und zu bewerten, wurden auf der Materialgrundlage von zweijährigen Feldversuchen auf dem Versuchsgut Dikopshof (1986 und 1987) Untersuchungen zur Frage von Leistungsmerkmalen des Leins und dessen Stengelaufbau durchgeführt. Die Versuchsanlage umfaßte neben der Jahresvarianz die Faktoren Sorte, Düngung, Behandlung mit Wachstumsreglern sowie Ernteverfahren und Erntetermin. Unter Beachtung der vorgegebenen Rahmenbedingungen führen die Ergebnisse zu folgenden Schlußfolgerungen: - Der Faserertrag unterliegt jahresabhängigen, wechselseitigen Beziehungen zwischen Sorte und Stickstoffdüngung. Dennoch wird für den Anbau von Lein zur Kurzfasergewinnung unabhängig vom Nmin-Wert im Frühjahr eine generelle N-Startdüngung in Höhe von 25 bis 30 kg/ha empfohlen. Während der Einsatz von Wachstumsreglern kaum eine Wirkung auf den Faserertrag zeigt, wird der bereinigte Samenertrag des Leins durch gezielten Einsatz von Wachstumsreglern, insbesondere CCC, positiv beeinflußt. - Hinsichtlich des Gesamtertrages an Fasern und Samen ist aus dem Verfahrensvergleich abzusehen, daß sich die Grünflachsbeerntung gegenüber der Feldröste und dem chemischen Aufschluß im Feldbestand (mit Glyphosat) durchsetzen wird. Es ist dabei zu bedenken, daß ein dem Mähdrusch vergleichbares Schnittverfahren im Gegensatz zur herkömmlichen Raufe Stoppel- und damit Faserverluste bis zu 25 % verursachen kann. - Eine Beerntung zum Termin der Strohreife, also zwischen Faser- und Kapselreife, ist ohne Einbußen des Gesamtertrages aus Fasern und Samen möglich. Der Kombinationslein liefert dabei unabhängig vom Jahr gleichmäßige Gesamterträge, während die Faserleine auf ungünstige Witterung empfindlicher reagieren. - Von den geprüften Sorten zeigte der Produktionstyp Belinka im Vergleich zum Qualitätstyp Ariane und dem Kombinationstyp Liflora die höchste Ertragssicherheit. Die Kombination dieser Sorte mit einer mittleren Düngeintensität und dem Einsatz von CCC stellt das sicherste Anbauverfahren dar. - Bezüglich des Grades der Faserfreilegung bestehen nach der mechanischen Entholzung Sortenunterschiede, die bis zu 5 % Anteil von Begleitstoffen in der Rinde ausmachen können. Schlagworte: Lein, Produktionsverfahren, Kurzfaser, Ertrag, Qualität.