Erfassung der genetischen Variabilität

Die Gattung Cornus, umfasst etwa 55 Arten und zeichnet sich durch bunte, attraktive Blüten und Früchte aus (Yilmaz et al. 2009). Die meisten Arten werden als Zierpflanzen verwendet andere für ihre Früchte angebaut wie die Kornelkirsche (Ercisli et al. 2011).

Von der Kornelkirsche gibt es auch eine Reihe Zuchtformen, mit weißen (‘Alba’), gelben (‘Flava’), violettroten (‘Violacea’), birnenförmigen (‘Macrocarpa’) oder kugeligen Früchten und mit Zwerg- oder Pyramidenwuchs.
In Österreich (besonders im Pielachtal) kommt die Kornelkirsche vor allem in Wildbeständen vor.
Die Ukraine ist bekannt für das größte C. mas Zuchtprogramm in Mitteleuropa. Die genetischen Ressourcen der Kornelkirsche mit roten und gelben Früchten in der Ukraine wachsen hauptsächlich wild und wurden auf Expeditionen seit 1960 (Rudkovsky 1960, Klimenko 2004, 2012) gesammelt und kultiviert.

Während die Früchte der Wildformen etwa zwei Gramm wiegen und der Kernanteil >20 Prozent beträgt, können die Züchtungen bis auf das Dreifache dieses Gewichtes kommen, etwa die bekanntesten Sorten aus Österreich ‘Schönbrunner Gourmetdirndl’ (eine Züchtung aus der HBLFA Schönbrunn in Wien mit 3 cm großen, birnenförmigen Früchten) und ‘Jolico’ (sehr große Früchte mit etwa 6,5 g, Kernanteil weniger als 10 Prozent, hoher Zucker- und Vitamin C-Gehalt) (Pirc 1990, Wadl et al. 2014).

Eine gründliche Auswertung der genetischen Ressourcen der einheimischen Genotypen ist von wesentlicher Bedeutung für die Auswahl der nützlichsten Genotypen für zukünftige Zuchtprogramme, um Eigenschaften wie Kältetoleranz, Resistenzen gegen Krankheiten von Wildgenotypen in Kultursorten einzukreuzen (Ercisli et al., 2008, Hassanpour et al. 2012).
Gepts (2006) befürwortete daher die Verwendung molekularer Marker, um über die Zusammensetzung einer Genbank informierte Entscheidungen zu treffen.

Die Identifizierung dieser Variationen in C. mas Herkünften bietet durch das Verständnis der Wechselwirkung zwischen Phänotyp, Genotyp und Umwelt eine hervorragende Grundlage für die Auswahl der interessantesten Phänotypen.

Im Rahmen des Forschungsprojektes 101176: „Bestimmung der genetischen Variabilität und Auswahl interessanter Genotypen einer wirtschaftlich bedeutenden Wildobstart, der Kornelkirsche“ wurden molekulare Marker-Techniken für Cornus mas entwickelt und eingesetzt, um einen besseren Einblick in wichtige Zuchteigenschaften der Individuen zu erhalten. Insgesamt wurden mehr als 400 Pflanzen aus drei Tälern Pielachtal, Traisental und Gölsental, und der Region um Wien unter Berücksichtigung verschiedener Höhen (370 bis 660 m über der Meereshöhe), gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet.

 

Die genetischen Vergleiche mittels Mikrosatellitenanalysen (Wadl et al. 2014) haben ergeben, dass die gewählten Methoden es erlauben:

  • alle 425 untersuchten Pflanzen voneinander zu unterschieden, d.h. dass die genetische Variation sehr hoch ist. Dies bedeutet, dass die Fremdbestäubung überwiegt, unabhängig von der Anwesenheit von Insekten oder durch den Wind. Dies bedeutet aber auch, dass eine gute Basis für die Auswahl von Zuchtmaterial gegeben ist.
  • die in Niederösterreich vorkommenden Wildformen von Kornelkirschen von den bekannten Selektionen (Sorten) von Cornus mas eindeutig zu unterscheiden. Die erlaubt es, Pflanzen, auch im vegetativen Stadium (also ohne Früchte) eindeutig zu identifizieren.
  • die gelbfruchtigen Herkünfte, die im Pielach- und Gölsental gefunden wurden, von der bisher bekannten (alten) gelbfruchtigen Sorte Flava unterschieden werden können. Dies  weist auf das unabhängige Auftreten von 3 spontanen Mutationen im Zusammenhang mit der Farbe der Fruchtschale und des Fruchtfleisches hin. Hier sind die damit korrelierten geringeren Allergenwerte von besonderem Interesse.