Garten- und Landschaftsarchitektinnen in Österreich und Zentraleuropa

FWF-Projekt, P24421-G21, Laufzeit: 1.3.2013 bis 31.8.2014

Projektleitung: Prof. DI Lilli Lička

Bearbeitung: DI Ulrike Krippner, Dr. Iris Meder, DI Nicole Theresa Raab.

Im 20. Jahrhundert spielten Garten- und Landschaftsarchitektinnen bei der Konsolidierung des Berufes eine größere Rolle, als heute weithin bekannt ist. Nach derzeitigem Stand der Forschung eröffneten in Österreich in den 1920er- und 1930er-Jahren rund zehn Frauen eine eigene Staudengärtnerei und gestalteten private Gärten. Gartenarchitektinnen wie Anna Plischke und Helene Wolf etablierten hier den zeitgenössischen Wohngartenstil.

Die meisten jener Frauen, die in der Zwischenkriegszeit als Gartenarchitektinnen arbeiteten oder Gärtnereien besaßen, wurden 1938/39 gewaltsam von den Nationalsozialisten vertrieben, da sie aus jüdischen Familien stammten. Viele männliche Kollegen konnten hingegen ihre Karriere während des Nationalsozialismus mehr oder weniger erfolgreich fortsetzen; hier gibt es noch erheblichen Forschungsbedarf. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs sank der Anteil an Frauen in der Profession auf einen Tiefstand. Erst allmählich erhielten Frauen wieder Aufträge für signifikante Projekte, so wie Hedi Renner 1965 für den Garten der deutschen Botschaft in Wien.

Die gesammelten Daten werden kontinuierlich in eine Datenbank, genannt LArchiv, eingespeist. Mit Stand 10. Dezember 2014 sind dort 521 Personen, 1.389 Projekte, 1.401 Publikationen, 50 Ausbildungsstätten und 78 Berufsorganisationen aus den Sparten Gartenbau und Landschaftsarchitektur erfasst. So entwickelt sich nach und nach ein umfangreiches Inventar österreichischer Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts. Langfristig soll diese Datenbank der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind nicht nur essentiell, um die Entwicklung des Berufes zu verstehen, sondern liefern auch wichtige Erkenntnisse für andere wissenschaftliche Disziplinen, wie Exil- und Frauenforschung, Gartenbau, Architektur und Stadtplanung.

Accepted manuscripts ausgewählter Publikationen des Forschungsprojekts sind hier abrufbar:

Bacher, B; Krippner, U; Lička, L (2012): Von der VÖGA zur ÖGLA. In: ÖGLA_Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur (Ed.), Von der Gartenarchitektur zur Landschaftsarchitektur - die Profession in Österreich 1912-2012. Festschrift, 10-11. ISBN 978-3-200-02642-1

Krippner, U (2012): Berufsvertretungen der Garten- und Landschaftsarchitektur in Österreich ab 1912. In: ÖGLA_Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur (Ed.), Von der Gartenarchitektur zur Landschaftsarchitektur - die Profession in Österreich 1912-2012. Festschrift, 8-9. ISBN 978-3-200-02642-1

Krippner, U; Meder, I (2012): Jüdische Gartenarchitektinnen in Wien. Zur Rekonstruktion ihrer Biografien. In: Blumesberger, S; Korotin, I (Eds.), Frauenbiografieforschung. Theoretische Diskurse und methodologische Konzepte, 322-339; Praesens, Wien. ISBN 978-3-7069-0676-0

Krippner, U; Seliger, A (2013): Österreichische Staudengärtnerinnen des 20. Jahrhunderts. zoll+ Österreichische Schriftenreihe für Landschaft und Freiraum, 23, 43-45. ISSN 1025-2479

Meder, I.; Krippner, U. (2012): Auf den Spuren des Landschaftsarchitekten Willi Vietsch. Historische Gärten: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Historische Gärten, 2/2012, 21-26. ISSN 2078-8541