Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

E. M. PÖTSCH und K. BUCHGRABER:

Zur Verwertung von Rohglycerin als Güllezusatz

Zusammenfassung

Über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten wurden mittels eines Lagerungsversuches die Auswirkungen der Rohglycerinbeimengung zu Rindergülle auf deren chemische, physikalische und biologische Kennwerte untersucht. Der Einfluß der Rohglycerinbeimengung zu Gülle auf die Ertragssituation in der Kulturart Dauergrünland wurde an Hand eines nachgeschalteten Gefäßlysimeterversuches eruiert. Ein zentrales Problem bei der Verwertung von Rohglycerin, welches als Koppelprodukt bei der Rapsölmethylveresterung anfällt, stellt dabei der mit etwa 15 Gew.-% sehr hohe Methylalkoholanteil dar. Selbst nach einer Lagerungszeit von rund 100 Tagen konnte bei den 10%igen Rohglyceringüllen noch bis zu 70% des zum Einlagerungszeitpunkt vorhandenen Methylalkohols gefunden werden, es wurde also nur ein Teil um- bzw. abgebaut. Bei den 2%igen Varianten dürfte in erster Linie die für die gaschromatographische Methylalkoholanalyse notwendige Verdünnung dafür verantwortlich sein, daß hier bei der Auslagerung Methanol nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Durch die Rohglycerinbeimengung kam es zu einem deutlichen Anstieg im Kaliumgehalt der Güllen, dies führte zu einer aus pflanzenbaulicher Sicht ungünstigen Erweiterung des N : KzO-Verhältnisses. Im Vergleich zur unbehandelten Gülle kam es bei den Rohglyceringüllen zu einer deutlichen pH-WertabSenkung. Diese dürfte vermutlich mit einer erhöhten biologischen Aktivität, welche sich in einem zum Teil sehr starken Schimmelpilzbesatz an der Oberfläche der Rohglyceringüllen zeigte, in Zusammenhang stehen. Die im Rohglycerin enthaltenen Verseifungsrückstände führten bei den Rohglycerinvarianten zu einer starken Volumszunahme, von der auch aus Praxisbetrieben berichtet wird. Auch bei regelmäßiger Homogenisierung kam es innerhalb weniger Stunden zur neuerlichen Entwicklung einer schaumig breiigen Masse, verbunden mit einer Volumserhöhung. Die 2%ige Beimengung von Rohglycerin bewirkte am Dauergrünland einen Ertragsrückgang von bis zu 30% im Vergleich zur unbehandelten Gülle. Bei einem Zusatz von 10% Rohglycerin betrug der Minderertrag im Vergleich zur unbehandelten Gülle bis zu 40%. Eine Analyse des im Gefäßlysimeterversuch anfallenden Sickerwassers im Hinblick auf den Methylalkoholgehalt zeigte, daß bei einer Rohglycerinbeimengung zu Gülle in der Größenordnung von 10% mit einer Auswaschung von Methanol gerechnet werden muß, die in weiterer Folge zu einer Verunreinigung des Grundwassers führen kann. Schlüsselworte: Rapsölmethylester, Rohglycerin, Methylalkohol, Güllezusatz, Auswaschung.