(v. l. n. r.) Reinhard Kern (Vorstand der Österreichischen Hagelversicherung), BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl, Preisträgerin Johanna Moser, Astrid Forneck, (Leiterin des Instituts für Wein- und Obstbau), Josef Pleil, Laudator und Ehrenringträger des Österreichischen Weinbauverbandes © BOKU / Christoph Gruber

(v. l. n. r.) Reinhard Kern (Vorstand der Österreichischen Hagelversicherung), BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl, Preisträgerin Johanna Moser, Astrid Forneck, (Leiterin des Instituts für Wein- und Obstbau), Josef Pleil, Laudator und Ehrenringträger des Österreichischen Weinbauverbandes © BOKU / Christoph Gruber

Auszeichnung für praxisnahe Forschung zum Einfluss der Unterlagsreben auf die Trockenheitsresistenz von Weinstöcken.

Der Weinbau ist seit jeher vom Wetter abhängig, doch der Klimawandel wirkt sich langfristig auf die Anbaubedingungen aus. Zu den größten Risiken gehören dabei längere Dürreperioden während der Vegetationsperiode. Meist wird Bewässerung als die naheliegendste und einfachste Lösung betrachtet, aber ist sie auch die nachhaltigste Methode? Insbesondere, wenn die Wasserverfügbarkeit begrenzt ist und die Konkurrenz um Süßwasserressourcen zunimmt? Aus diesem Grund sind Bemühungen um ein besseres Verständnis der Widerstandsfähigkeit von Weinstöcken gegenüber Trockenheit von zentraler Bedeutung.

Johanna Moser, Studentin im Masterstudiengang Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien, wurde am 12. Mai 2022 am BOKU-Standort Tulln für ihre Forschungsarbeit zu diesem Thema mit dem diesjährigen Josef Pleil-Forschungspreis der Österreichischen Hagelversicherung ausgezeichnet.

Auswahl der Unterlagsreben bedeutend

Moser geht in ihrer Masterarbeit „The effect of rootstocks on the grapevine cv. Blaufränkisch response to drought“ der Frage nach, welchen Einfluss die Unterlagsreben auf die Reaktion der Weinreben auf Trockenheit haben. Ein Mechanismus, der bisher noch nicht ausreichend erforscht wurde, obwohl Studien und empirische Untersuchungen zeigen, dass die Genotypen von Unterlagsreben unterschiedlich gut mit Trockenheit zurechtkommen. Die Entscheidung, welche Unterlage verwendet wird, sollte daher mit größtmöglicher Sorgfalt und auf der Grundlage fundierter Kenntnisse getroffen werden, da diese Leistung eines Weingartens über Jahrzehnte hinweg beeinflussen wird.

Die Untersuchungen unter kontrollierten Bedingungen sind essenziell, um die grundlegenden Interaktionen zu verstehen und Konzepte und Strategien zu entwickeln die Resilienz gegen Trockenheit und Hitzestress verstärkt zu nutzen. 

Fragenstellungen aus Johanna Mosers Projekt sind: 

  • Gibt es einen nachweisbaren Einfluss der Unterlage auf die Funktion von Xylem (in Stamm und Blattstielen)?
  • Werden die Stomata (Anzahl, Verteilung) durch die Unterlage auf Blatt beeinflusst? 
  • Wie stark beeinflusst die Unterlage die Reaktion auf Trockenstress des Edelreises (hier V. vin. cv. Blaufränkisch)?

Der Josef-Pleil-Forschungspreis ist mit 3000 Euro dotiert, mit dem Preisgeld können Personal-, Sach- und Reiskosten abgedeckt werden, die in direktem Zusammenhang mit dem Projekt stehen.

Niederschläge bleiben aus

„Der Klimawandel mit all den zunehmenden Wetterextremen ist ein Faktum. Es vergeht mittlerweile kaum ein Jahr, in dem Niederschläge ausbleiben“, betonte Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung und BOKU-Uniratsvorsitzender anlässlich der Preisverleihung Donnerstagabend. „Dürreschäden sind daher ein wiederkehrendes Thema. Das trifft auch den heimischen Weinbau. Wissenschaftliche Arbeiten von derart hoher Qualität bieten uns, als agrarischem Spezialversicherer, Möglichkeiten neue Erkenntnisse zu gewinnen, um so unsere Dienstleistungen und Services optimieren zu können. Deshalb ist es uns ein Anliegen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Tätigkeit zu fördern.“

Praxisrelevantes Thema

Laudator Josef Pleil hob in seiner Laudatio die Praxisnähe des Forschungsprojekts hervor: „Frau Johanna Moser untersucht den Einfluss verschiedener Unterlagsreben auf die Resilienz gegen Trockenheit und Hitzestress bei Blaufränkisch – ein wichtiges und praxisrelevantes Thema im österreichischen Weinbau.“

Projekt vereint Grundlagen- und angewandte Forschung

Moser sei mit sehr großem Interesse an wissenschaftlichen Forschungsthemen für die Praxis interessiert und verbinde ihre akademischen Kenntnisse mit einem profunden praktischen Wissen, unterstrich auch Univ.Prof. Astrid Forneck, Leiterin des Instituts für Wein- und Obstbau er BOKU in ihrer Laudatio. „Wir freuen uns über die Auszeichnung eines Projektes, dass wissenschaftliche Grundlagen mit der Anwendung in der Praxis verbindet“, so Forneck abschließend.

Im Rahmen der jährlichen Vergabe des Josef Pleil-Forschungspreises wird jeweils ein wissenschaftliches Projekt gefördert, das aktuelle praxisrelevante Fragen im Weinbau mit innovativen Konzepten wissenschaftlich bearbeitet. Forschungsprojekte im Bereich der Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung unter den Bedingungen sich wandelnder Umweltbedingungen stehen im Fokus der Ausschreibung.

Eingereicht werden können geplante oder in Umsetzung befindliche Projekte, die an der Universität für Bodenkultur Wien in Kooperation mit der dortigen Abteilung Wein- und Obstbau betreut werden. Wesentliches Beurteilungsmerkmal bei der Auswahl ist die Verknüpfung Grundlagenforschung mit angewandter Forschung.

Rückfragen:

Dr. Ulrike Anhalt-Brüderl
Institut für Wein- und Obstbau
Universität für Bodenkultur Wien
ulrike.anhalt(at)boku.ac.at
01 47654 – 95815