Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

L. Gruber, R. Steinwender, T. Guggenberger und G. Plakolm:

Vergleich zwischen biologischer und konventioneller Wirtschaftsweise im Grünlandbetrieb

3. Mitteilung: Nährstoffbilanzen auf Fe1d/Stall-Basis und Hoftor-Basis

Zusammenfassung

In einem Mähweidebetrieb der BAL Gumpenstein wurde in einem 11-jährigen interdisziplinären Versuch (19821992) die organisch-biologische (BE) mit der konventionellen Wirtschaftsweise (KE) verglichen. Die Versuchsgruppen unterschieden sich in der Behandlung der Gülle (Belüftung und Zusatz von Steinmehl in BE), dem unterschiedlichen Düngungsniveau (zusätzlich zu Gülle 146 kg/ha min, N in KE), der Unkrautbekämpfung (in BE nur mechanisch) und dem Kraftfutter der Kühe (aus biologischem Anbau in BE). Die landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) betrug in BE 5,51 ha und in KE 4,36 ha. Bei 7 Kühen je Gruppe errechnet sich ein Tierbesatz von 1,27 Kühen pro ha LN in BE und 1,60 Kühen in KE. Von den beiden Versuchseinheiten wurden die Nährstoffbilanzen (auf Feld/Stall-Basis und Hoftor-Basis) ermittelt. Die Input- und Output-Komponenten für die Bilanzierung wurden vorwiegend aus den Versuchsdaten genommen, zum Teil über Regressionsgleichungen von ähnlichen Daten dieser Versuchsstation geschätzt, da die Kühe während des Sommers geweidet wurden (Futteraufnahme, Gülleausscheidung). Der Nährstoff-Output besteht im Entzug durch die Pflanzen (Feld/Stall-Bilanz) bzw. im Verkauf der Milch (Hoftor-Bilanz). Der Nährstoff-Input ergibt sich aus Mineraldünger und Wirtschaftsdünger (Feld/Stall-Bilanz) bzw. Mineraldünger und Zukaufsfutter (Hoftor-Bilanz). Bei Stickstoff wurden außerdem die Mobilisation (60 kg/ha) und die symbiontische N-Bindung (3 kg pro % Flächenanteil an Leguminosen) auf der Inputseite der Feld/Stall-Bilanz berücksichtigt. Bei Stickstoff war die Feld/Stall-Bilanz (-1 kg) und Hoftor-Bilanz (4 kg) pro ha LN in Gruppe BE mehr oder weniger ausgeglichen. Dagegen führte der N-Input von 146 kg über Mineraldünger zu einem starken Überschuß in der Feld/Stall-Bilanz (116 kg) und Hoftor-Bilanz (142 kg) pro ha in Gruppe KE. Der in KE mit Mineraldünger und Wirtschaftsdünger (infolge höherer Tierbesatzdichte) zusätzlich eingesetzte N wurde nur zu 39 % verwertet (11 kg T/kg N). Bei Phosphor waren die Bilanzen in beiden Gruppen nahezu ausgeglichen (Feld/Stall-Bilanz -2 und -3 kgin BE und KE, Hoftor-Bilanz 3 und 2 kg in BE und KE). Input und Output hielten sich folglich die Waage. Für Kalium wurden zum Teil negative Bilanzen festgestellt, was sich auch in abnehmenden Bodengehaltswerten widerspiegelte (Feld/Stall-Bilanz-13 und-34 kg in BE und KE, Hoftor-Bilanz 3 und-10 kg in BE und KE). Auf Grund zahlreicher Literaturdaten und der vorliegenden Versuchsergebnisse wird der Schluß gezogen, daß in erster Linie der Nährstoffinput über Dünger und in zweiter Linie über Zukaufsfutter für Nährstoffüberschüsse in der Landwirtschaft verantwortlich sind. Wenn Grund- und auch Kraftfutter zur Gänze auf dem Betrieb erzeugt werden und auch auf zugekaufte Düngemittel verzichtet wird, können keine Überschüsse in den Nährstoffbilanzen der viehhaltenden Betriebe auftreten, da die Tiere nicht mehr an Nährstoffen ausscheiden können, als sie vorher über das Futter aufnehmen. Der Schlüssel für ausgeglichene Bilanzen liegt also in einer weitgehenden Versorgung der Tiere mit Nährstoffen, die großteils auf dem eigenen Betrieb erzeugt werden (flächengebundene Produktion). Genau in diesem Kreislaufprinzip liegt eine Stärke des biologischen Landbaues. Schlagworte: Biologische Bewirtschaftung, Grünland, Nährstoffbilanz, Feld/Stall-Bilanz, Hoftor-Bilanz.