Projektkurzbeschreibung:

Innerhalb des Transportsektors sind etwa 72% der verursachten Treibhausgasemissionen und 97% der Unfälle auf den Straßenverkehr zurückzuführen (Europäische Kommission, 2019). Dabei findet der Inlandsgüterverkehr innerhalb der EU gleich zu über zwei Drittel auf der Straße statt. Schiene und Binnenwasserwege nehmen lediglich 17,3% respektive 6% ein (Eurostat, 2019). Inlandterminals stellen das Tor zur Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene oder auf Wasserwege dar. Allerdings zeigen sich besonders an der Schnittstelle von Straße und Terminal mangelnde Interoperabilität und ein Fehlen durchgängiger Lösungen, sowohl bezogen auf die physische Infrastruktur als auch auf die Informations- und Kommunikationstechnik (Europäische Kommission, 2015). Diese Systembrüche führen dazu, dass der Umschlag von einem Verkehrsmodus auf einen anderen innerhalb einer Transportkette als zeitaufwendig und kostenintensiv gilt. Dies hemmt eine Steigerung des Anteils des kombinierten Güterverkehrs und hindert folglich das Erreichen der nationalen und europäischen Klimaziele.

PRODIGY zielt darauf ab, heutzutage angewendete Prozesse an der Schnittstelle Straße-Terminal durch Digitalisierung und den Einsatz neuer (Distributed-Ledger) Technologien zu optimieren. Dabei werden die Prozesse von vier spezifischen Anwendungsfällen gemeinsam mit verschiedenen Stakeholdern unter dem Aspekt des Einsatzes von u.a. Distributed-Ledger-Technologien, wie z.B. Blockchain Netzwerke und Smart Contracts, neu entwickelt.

Folgend findet eine Wirkungsanalyse dieser Prozessinnovationen auf zwei Ebenen statt: i) eine Bewertung der Auswirkungen auf nachgelagerte Prozesse (Mikroebene) und ii) eine Bewertung der
Auswirkungen auf die mittel- und langfristige Terminal Performance (Makroebene). Die multikriterielle Analyse erlaubt es, den Status Quo mit den optimierten Prozessen quantitativ, d.h. anhand mehrerer messbarer Indikatoren (z.B. Zeitaufwand, Personaleinsatz, Umweltauswirkungen (globale, regionale und lokale Emissionen)) zu vergleichen. Der Fokus liegt somit nicht allein auf dem ökonomischen Nutzen eines Terminalbetreibers oder eines Frachtunternehmens, sondern auf der Effizienzsteigerung des gesamten Systems. Die Prozessinnovationen sollen das Verkehrsnetzwerk resistenter und flexibler machen, den Informationsfluss zwischen verschiedenen AkteurInnen effizienter sowie effektiver gestalten und dabei die Nutzung von Echtzeitinformationen (z.B. Verkehrsinformationen in Verbindung mit der elektronischen Voranmeldung von Lkws am Terminal, Nutzungsinformationen der Terminalinfrastruktur) vorantreiben.

Im Besonderen stellt die digitale Schadensfeststellung (Fallstudie AP4) eine disruptive Innovation dar, da bisher lediglich Schäden an Trailern dokumentiert und weitgehend manuell ausgewertet werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts wird Use Case 1 mit hohem Detaillierungsgrad bearbeitet. Darin wird erstmalig ein Algorithmus für eine automatisierte Erkennung von Schadensfällen an ITE entwickelt.


Mithilfe von Bildaufnahmen der eintreffenden ITE am Terminal Gate-In und einer innovativen Softwarelösung soll der Prozess der Schadensfeststellung und der weiteren Schadensbearbeitung (Erfassung, Kommunikation, Administration, Verrechnung) mittelfristig revolutioniert werden. Denn als Folge kann mit einer drastischen Erhöhung der Umschlagsgeschwindigkeit (Straße/Schiene) gerechnet werden.
Langfristig sollen die Ergebnisse von PRODIGY die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und die Wasserstraße fördern, was zu einer Reduktion der Emissionen, und folglich der Immissionen, sowie zur Versorgungssicherheit der Gesellschaft mit Gütern beiträgt.

 

Kontakt: prodigy@boku.ac.at