Wurzeln im Alltäglichen

Die Bedeutung der Arbeit am Symbolischen für eine Subsitenzperspektive in der Landschafts- und Freiraumplanung, dargestellt am Beispiel der Kasseler Erlenfeldsiedlung, Kassel-Wien, 2003



Diese Dissertation geht von den Thesen aus, daß jeder Planung eine symbolische Ordnung zugrundeliegt und daß Widersprüche der Bau- und Freiraumstruktur nicht korrigiert werden können, ohne eine neue symbolische Ordnung zu schaffen. Die Bedeutung der Arbeit am Symbolischen für eine Subsistenzperspektive in der Landschafts- und Freiraumplanung wird am Beispiel der Kasseler Erlenfeldsiedlung dargestellt. Diese Siedlung wurde 1932 als Selbstversorgungssiedlung für Erwerbslose mit kinderreichen Familien geplant und gebaut. Parzellenorganisation und -größe bieten auch heute noch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die allerdings nur in einigen Fällen ausgeschöpft werden. Der Beschreibung der baulich-räumlichen, der ökonomischen und der sozialen Organisation einer einzelnen Siedlungsparzelle, der ganzen Siedlung heute, sowie in den ersten Jahren nach Siedlungsgründung folgt die Interpretation der Leitbilder der Siedlungsplanung. Durch die Arbeit am Symbolischen wird deutlich, daß die Siedlungsplanung nur eine vorübergehende Selbstversorgung vorsah, einer Subsistenzperspektive allerdings häufig entgegensteht, indem sie Widerstände erzeugt, die subsistenzorientiertes Wirtschaften und Handeln erschweren. Subsistenz bedarf der Verwurzelung im Alltag, sie wurzelt in einer symbolischen Ordnung, die das Leben und die lebenerhaltende Arbeit wertschätzt. Subsistenz gründet im Symbolischen, bevor sie im Imaginären Gestalt annimmt und bevor sie im Realen gelebt wird. Daher setzt eine Subsistenzperspektive in der Landschafts- und Freiraumplanung die Arbeit am Symbolischen voraus. Als Ergebnis dieser Arbeit werden Prinzipien der symbolischen Ordnung einer subsistenzorientierten Landschafts- und Freiraumplanung formuliert, die in der symbolischen Ordnung der Mutter (Luisa Muraro) begründet sind:

  • das Wertschätzen des Lebens, des Alltags und der alltäglichen, lebenerhaltenden Arbeiten; das gute Leben als Maßstab des Handelns;
  • das Anerkennen natürlicher Begrenztheit und menschlicher Bedingtheit;
  • das Leben in Beziehung mit der Praxis der Verhandlung und der Praxis der Vermittlung;
  • die Praxis des Von-sich-selbst-Ausgehens;
  • Aufmerksamkeit und Offenheit für Veränderung;
  • Anerkennen und Wertschätzen der Differenz und
  • ein Vertrauen in die Fülle.


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In Heft 2 | Gärten als Handlungsfreiräume der ILAP-Schriftenreihe wurde ein Artikel zu dieser Arbeit publiziert.