DIE METHODE DER DENDROCHRONOLOGIE Betrachtet man einen geschlagenen Baumstrunk mit all seinen Jahrringen, offenbart sich das Alter des Baumes, indem die Jahrringe gezählt werden. Weiters ist zu erkennen, dass die Jahresringe unterschiedlich breit sind und deshalb offenbar die guten und schlechten Jahre des Baumes ablesbar sind. Die Jahresringe sind eine Eigenheit in gemäßigten Klimaregionen, die sich durch eine jahreszeitlich bedingte Unterbrechung der Vegetationsperiode auszeichnen, in denen kein Wachstum stattfindet (Abbildung 1). Das herausragende bei Bäumen ist die teilungsfähige Zellschicht direkt unter der Rinde: das Kambium. Dieses bemerkenswerte Gewebe bewerkstelligt das so genannte sekundäre Dickenwachstum, d.h. durch Teilung werden Holzzellen nach innen und Rindenzellen nach außen abgegeben. Die neu gebildeten Holzzellen werden jeweils an die vorhandenen angelagert. Ein lebender Baum bildet somit jährlich eine vollständige Zellhülle aus, die sich bildlich gesprochen jeweils aufs Neue über den gesamten Holzkörper des Baumes stülpt. Abbildung 1: Stammscheibe einer alten Lärche am Dachsteinplateau (285 Jahre alt). Die Zellstruktur des Holzes der Nadelbäume zeigt einen sehr einheitlichen Aufbau. Nadelholz besteht fast ausschließlich aus Tracheiden, die sich lediglich in Form und Funktion unterscheiden (Abbildung 2). Die unterschiedliche Dichte des im Frühjahr bzw. Frühsommer gebildeten, hell erscheinenden Holzes (=Frühholz) und des im Sommer/Spätsommer gebildeten, wesentlich dunkleren Spätholz, erlaubt die einfache Erkennung von Jahrringen. Die Zellstruktur der Laubhölzer unterscheidet sich hingegen von den Nadelhölzern vor allem durch das Vorhandensein deutlich sichtbarer Gefäßzellen, durch einen hohen Anteil an Parenchymzellen in Längsrichtung sowie durch festigende Fasern. Dadurch ergibt sich bei Laubhölzern eine höhere Variabilität in der Jahrringstruktur (Schweingruber 2001). Abbildung 2: Mikro-Querschnitt eines Jahrringes der Kiefer Die Mechanismen der Holzbildung sind komplex und werden von Umweltfaktoren beeinflusst, die über verschiedenen Rezeptoren des Baumes einwirken können. Es ist leicht nachvollziehbar, dass Bäume in warmen und regenreichen Sommern besser wachsen als in darauf folgenden heißen und trockenen. Solche Witterungsverläufe ergeben unterschiedliche Jahrringbreiten, die dann Teil einer kontinuierlichen Chronologie werden. Viele Einzelkurven einer Region werden synchronisiert, d.h. durch statistische sowie visuelle Vergleiche entsteht eine Mittelkurve, wobei bei ausreichender Anzahl an Proben der Aufbau einer immer weiter zurückliegenden Mittelkurve möglich ist. Zu den Jahrringserien aus Einzelbäumen kommen Holzproben aus historischen Bauten sowie auch aus archäologischen Grabungen (Abbildung 3). Die Datierung einer Holzprobe unbekannten Alters erfolgt dadurch, indem die unbekannte Jahrringsequenz schrittweise mit vorhandenen Standardchronologien statistisch und visuell verglichen wird. Hohe statistische Signifikanz, hohe visuelle Übereinstimmung sowie Plausibilität in Zusammenhang mit den Ergebnissen parallel gezogener Proben, sind die Grundlage einer richtigen Datierung. Sind an den zu datierenden Holzproben noch Rindenreste („Waldkante“) zu sehen, kann jahrgenau das Fällungsdatum des Baumes ermittelt werden. Abbildung 3: Das Datierungsprinzip in der Jahrringforschung Weiteres zum Thema: Projekte Ausrüstung Vorhandene Chronologien Dienstleistungen Publikationen Links