Klimastress für Österreichs Baumarten

Der Klimawandel kann bedeutende Änderungen in für Baumarten geeigneten Gebieten mit sich bringen. Die erwartete Klimaänderung kann dabei sowohl Limitierungen unter heutigem Klima lockern (z.B. für kältelimitierte Baumarten im Gebirge) als auch zusätzliche Einschränkungen mit sich bringen (z.B. erhöhter Trockenstress in Tieflagen). Für ein Erwärmungsszenario (ca. +4°C bis 2100, Niederschlagsabnahme im Sommer und –zunahme im Winter) wurde- im Vergleich zu heutigem Klima- die klimabedingte Stressbelastung für zwei Hauptbaumarten kartiert. Es wurde dazu ein stressphysiologischer Ansatz gewählt, der in Bezug auf wichtige Umweltfaktoren (z. B. Hitze, Kälte, Trockenheit) abschätzt, wie hoch die jeweilige Stressbelastung für eine bestimmte Baumart unter heutigem (Klimaperiode 1961-1990) und zukünftigem Klima (Klimaperiode 2071-2100) ist. Der gewählte Ansatz beschreibt flächig die Klimastress-Belastung für Baumarten (autökologischer Ansatz) und ist nicht mit einer aktuellen oder möglichen zukünftigen Vegetationszusammensetzung im österreichischen Wald zu verwechseln.

Fichte

Die Fichte ist mit einem Flächenanteil von über 50 % die bei weitem häufigste Baumart im österreichischen Wald. Es zeigt sich, dass stressbedingt die Eignung der Fichte unter der prognostizierten Klimaänderung in niedrigen bis mittleren Seehöhen stark abnimmt. Besonders betroffen von der steigenden Stressbelastung sind der sommerwarme Osten (Niederösterreich), das subillyrische Hügelland (Steiermark, Südburgenland) sowie der Donauraum, wo es zu einer starken Zunahme von für Fichte sehr schlecht geeigneten Waldgebieten (d. h. Gebieten mit sehr hoher Stressbelastung) unter Klimaänderungsbedingungen kommt. Auffallend ist aber auch eine deutliche Verschlechterung der Bedingungen für Fichte im Mühl- und Waldviertel, wo eine Verringerung des – unter heutigem Klima noch ausreichenden – Niederschlages in der Vegetationsperiode zu verstärktem Trockenstress führt. In solchen Bereichen mit sehr hohem Klimastress wird eine nachhaltige geregelte Bewirtschaftung von Fichtenwäldern im Allgemeinen weitgehend unmöglich werden.                

Buche

Für die Buche, die häufigste Laubbaumart im österreichischen Wald, zeigt sich im Vergleich zur Fichte ein differenzierteres Bild im Hinblick auf die Veränderung der stressbedingten Eignung unter Klimaänderung. Die deutliche Erwärmung hat zur Folge, dass die Buche auch in höheren Lagen des Ostalpenraumes Standorte mit erträglichen Bedingungen vorfindet und nur mehr auf Extremstandorten durch Kälte limitiert wird. Die vor allem im Osten Österreichs zunehmende starke Trockenheit (Jahresniederschläge < 600 mm) führt jedoch auch zu einer starken Zunahme der durch Trockenstress belasteten Gebiete vor allem im Waldviertel sowie entlang des Alpenostrandes bis ins südliche Burgenland. In Summe aber wird die Buche das für sie potenziell besiedelbare Areal in Österreich als Folge der Klimaänderung ausdehnen können.                            

mehr ...

 
 
 
 
 
Einen Einblick in Effekte von Störungen wie Borkenkäfer und Sturm sowie weitere Informationen zur verwendeten Methode sind in der Studie: "Klimawandel und Artenvielfalt: Wie klimafit sind Österreichs Wälder, Flüsse und Alpenlandschaften?" zu finden. Das Autorenteam aus ÖBf, WWF und BOKU erhielt für diese Studie am 15.04.08 den Klimaschutzpreis in der Kategorie "Wissenschaft".